WBG-Infoveranstaltung zu Sicherheit und Ordnung am 25.11.2010

So berichten die beiden Lokalzeitungen von der Sitzung, an der als Gäste viele Teilnehmer des Werdohler Stammtisches teilnahmen um sich auch direkt bei den zuständigen Politikern für ihre Stadt einzusetzen.

Verlagerungs-Konzept für Trinker ohne Alternative

WERDOHL ▪ Rund zwanzig Gäste, davon die meisten WBG-Mitglieder und Teilnehmer des Bürgerstammtisches, besuchten am Mittwoch die WBG-Infoveranstaltung zu den Themen Sicherheit und Ordnung.

Den Abend eröffnete WBG-Vorsitzender Thomas Janikowski mit einer ganzen Reihe von diskussionsfähigen Punkten. Er habe im September Berichte über 21 Straftaten mit Sachschäden in Höhen von 21 000 Euro in der Zeitung lesen können. Janikowski sprach von „Jugendlichen mit Wodkaflaschen an Bushaltestellen“ in Kleinhammer und Pungelscheid. Zudem habe er gehört, dass Mitarbeiter des Ordnungsamtes Angst hätten, Knöllchen in der Neustadtstraße oder der Friedensstraße zu verteilen. Die Verwaltung behaupte anderes, da stecke doch ein Fehler im System. Diesen kritischen Aussagen widersprach auf der Stelle Bodo Schmidt: „Für die Mitarbeiter des Ordnungsamtes gibt es keine Angsträume, das ist falsch.“

Bevor es zu einer größeren Debatte kam, stellte Oberpolizeirat Bernd Scholz seine Sicht der Sicherheitslage in Werdohl vor. „Wir leben nach wie vor in einer der sichersten Regionen in ganz Nordrhein-Westfalen“, interpretierte er die immer wieder veröffentlichten Statistiken.

Scholz kam aber nicht mit leeren Händen nach Werdohl. „Ich werde die Präsenz der Polizei auf der Straße steigern, dass ist in den letzten Jahren vernachlässigt worden.“ Er arbeite gerade an einem Konzept für Innenstadtstreifen, das schon in allernächster Zeit umgesetzt werde. Dabei denke er auch an die Erneuerung der Ordnungspartnerschaft mit der Stadt. Um bei gewalttätigen Ausschreitungen wie etwa beim Stadtfest und beim Winterwahnsinn eingreifen zu können, habe er eine zentrale Eingreifmannschaft zusammen gestellt. Zudem seien extra Bezirks- und Schwerpunktdienste entwickelt worden. Scholz: „Die werden Sie bald auch in Werdohl erleben.“ Diese zumeist lebensälteren Kollegen würden ihre Aufgabe als Ansprechpartner in Sicherheitsfragen wahrnehmen.

Breiten Raum nahm das Gespräch über die offen Alkohol trinkenden Menschen in der Innenstadt ein. Bodo Schmidt verteidigte das Konzept, diese Trinker auf eine Unterstandshütte am Lenneufer zu verweisen. Ein anderer Platz werde von der Klientel nicht akzeptiert. Erfolgreich seien die Trinker immerhin vom Kinderspielplatz weggebracht worden. Weil die meisten von ihnen weder gewalttätig noch aggressiv seien, gebe es keine rechtliche Möglichkeit, sie zu belangen. Jeder Bürger habe das Recht, sich auch angetrunken auf der Straße aufzuhalten. Zudem fehle dem Außendienst des Ordnungsamtes dauerhaft eine ganze Stelle, so Schmidt. Die Satzung, die Alkoholgenuss in der Innenstadt untersage, sei vermutlich rechtlich nicht mehr lange haltbar.

Mehrere Gäste sagten offen, dass sie mit dieser Situation sehr unzufrieden seien. Jürgen Hennemann sprach gar von „einer Bürgerschaft voller Zorn“. Alternativen zum Verlagerungs-Konzept der Trinker konnte aber niemand nennen.

Von Volker Heyn (Süderländer Volksfreund)


Polizei nimmt sich junge Kriminelle vor

Werdohl. Die Liste der Faktoren, die Werdohler stören, ist lang. So klang es jedenfalls am Mittwoch bei der Informations- und Diskussionsveranstaltung der Werdohler Bürgergemeinschaft (WBG) im Haus Werdohl.

So lauten einige der Beschwerden: Der Unterstand an der Lennepromenade, in dem oft junge Menschen sitzen und Alkohol trinken, Hundekot an Wegen, zu schnell fahrende LKW am Solmbecker Weg, dort durch Steinstaub vom Steinbruch verschmutzte Straßen, störende Aktionen durch Jugendliche in Kleinhammer und Pungelscheid, täglich verbotener Weise den Höhenweg hinunter fahrende LKW und eine optisch zu geringe Polizeipräsenz.

Eine der ruhigsten
Regionen in NRW

Mit dem Leiter der Polizei-Inspektion Süd, Polizeioberrat Bernd Scholz und Bodo Schmidt, stellvertretender Leiter des Fachbereiches für Ordnung, Soziales und Wohnen im Werdohler Rathaus waren kompetente Gesprächspartner gekommen.

Auf eine Vielzahl an Straftaten, Diebstähle, Körperverletzungen aber auch Ordnungswidrigkeiten an unterschiedlichen Brennpunkten in Werdohl wies WBG-Vorsitzender Thomas Janikowski einleitend hin. Immer wieder würde die WBG von Werdohlern auf Missstände aufmerksam gemacht. Trotzdem wies der Inspektionsleiter der Polizei darauf hin. „Wir leben in einer der ruhigsten Regionen in NRW.“

Und er konnte das durch Zahlen belegen. Nachdem der Unfallschwerpunkt Höhenweg weitgehend beruhigt sei, würden nun die dadurch frei werdenden Kräfte der Polizei anderweitig im Stadtgebiet eingesetzt.

Als ein Augenmerk dabei nannte Scholz die Jugendkriminalität. Da werde man vorbeugend und abschreckend tätig, wie bei Gefängnisbesuche mit gefährdeten jungen Leuten. Sorge nicht nur in Werdohl bereiten Gewaltdelikte. Verbote des Innenstadtaufenthalts für bekannte Intensivtäter sind möglich. In Werdohl. so Scholz, treffe das auf drei zu.

Die Personalstärke richte sich nach der Belastung und werde von höherer Stelle festgelegt. Sicherlich wünsche er sich mehr Beamte auch für Werdohl.

In diesem Zusammenhang wurde von den Besuchern mehr Präsenz im Innenstadtbereich gewünscht und nur ein Streifenwagen nachts für Werdohl und Neuenrade sei zu wenig.

Lange hielt man sich unter anderen Themen bei dem neuen Unterstand an der Lennepromenade auf. Wie Jürgen Hennemann und Manfred Hoh vom Bürgerstammtisch äußerten weitere Besucher Unverständnis dafür, dass die Stadt Werdohl an der Uferpromenade eine überdachte Sitzgelegenheit errichtet, damit sich dort Menschen aufhalten, um Alkohol sogar bis zur Trunkenheit zu konsumieren.

Man sprach sich für ein generelles Alkoholverbot im Innenstadtbereich aus. Doch das, so Bodo Schmidt, sei aus gesetzlichen Gründen nicht durchführbar. Allein mit der Ordnungsverfügung eines Alkoholverbotes für einige wenige Bereiche sei Werdohl von Düsseldorf kritisiert worden.

Der Unterstand, so Schmidt, sei errichtet worden, um diese Szene vom Kinderspielplatz an eine entlegenere Stelle zu verlagern. Andere Alternativen würden gewünscht, doch sei das Problem des Alkoholtrinkens in der Öffentlichkeit nicht in den Griff zu bekommen. Das Unverständnis blieb.

Es gab noch eine Fülle an Themen an diesem Abend. Die Liste der Vorkommnisse, die Bürger stören und die Wortmeldungen der 20 Besucher war lang. Nicht alle Dinge lassen sich leicht lösen.

Gerhard W. Sonneborn (Westfälische Rundschau)

Ergänzent zu diesem Abend sind am 15.03.2011 im Süderländer Volksfreund aktuelle Daten zur Sicherheit in Werdohl veröffentlicht worden.

Kripo: Die Werdohler leben sehr sicher

WERDOHL ▪ 1121 Straftaten wurden 2010 in Werdohl begangen. Das sind 159 Fälle mehr als im Vorjahr. Allerdings gäbe es keinen Grund zur Unruhe: „2009 war ein extrem gutes Jahr. Betrachtet man die Statistik über einen längeren Zeitraum ist der Anstieg minimal“, erklärte Kriminalhauptkommissar Wolfgang Klein von der Führungsstelle Sachgebiet Kriminalität.

(…)Wie bereits in den vergangenen Jahren zählt Werdohl zu den sichersten Städten NRWs. Besonders stolz sind die Kommissare über die Aufklärungsquote. „Im Gebiet der Polizeiinspektion Süd, zu der der Märkische Südkreis gehört, liegt die Quote bei 57,9 Prozent. Das ist deutlich besser als der Landesdurchschnitt, der liegt nämlich bei 49,9 Prozent“, erläutert Klein die Zahlen. Werdohl liegt mit einer Aufklärungsquote von 54,6 Prozent zwar knapp unter dem Durchschnitt der Behörde, aber dennoch deutlich über dem Landesdurchschnitt. Dies sei das beste Ergebnis seit zehn Jahren. Die gute Quote sei unter anderem den Bürgern zu verdanken. „Die Bevölkerung ist aufmerksamer und meldet sich schneller bei der Polizei, wenn etwas auffällig erscheint“, erklärt Wolfgang Sudhaus den Anstieg.

Nicht so erfreulich sei die Entwicklung im Bereich der Rohheitsdelikte. Im Bereich der Körperverletzungen gab es einen Anstieg um 25,8 Prozent. „Dabei handelt es sich vor allem um Delikte im Bereich der häuslichen Gewalt sowie im Familien und Bekanntenkreis. Begründen lässt sich dies durch das Anzeigenverhalten. Es werden wesentlich mehr Straftaten gemeldet“, so Sudhaus. Sorgen bereiten den Beamten die jugendlichen Straftäter. Sie seien Haupttäter im Bereich der Straßenkriminalität, wie Klein berichtete: „Wir konnten aber einen Erfolg vermelden. Unser Programm für jugendliche Intensivtäter scheint zu greifen, die Zahlen sinken.“ Zudem gibt es erstmals seit 2006 wieder einen Rückgang im Bereich der Straftaten unter Alkoholeinfluss. Deutlich angestiegen ist hingegen die Zahl der Betrugsfälle. Vor allem gefälschte Tüv-Papiere seien ein großes Thema in Werdohl. Man werde zukünftig verstärkt Kontrollen durchführen. (Lydia Machelett)