Das Fax aus dem Vorzimmer des Bürgermeisters traf gestern um 11.51 Uhr in der Redaktion ein. Es bestand aus einem kurzen Schreiben des WBG-Vorsitzenden und Ratsherrn Thomas Janikowski – gerichtet an Bürgermeister Siegfried Griebsch. Text: „Wie ich Ihnen bereits telefonisch mitgeteilt habe, trete ich mit sofortiger Wirkung als Mitglied des Aufsichtsrates der Wohnungsgesellschaft (Woge) zurück.“

Der WBG-Vorsitzende Thomas Janikowski

„Die Werdohler Bürgergemeinschaft WBG)“, so heißt es weiter, „wird rechtzeitig für die nächste Ratssitzung nach der Sommerpause einen Nachfolger für den Aufsichtsrat benennen.“ Thomas Janikowski selbst gab in einem Telefonat mit der Redaktion zusätzliche Erläuterungen zu seiner Entscheidung, die am Dienstagmorgen im Werdohler Rathaus in eine interfraktionelle Sitzung platzte, in der das Procedere für die von der SPD beantragte Sondersitzung noch vor den Ferien besprochen sollte. Der Vorsitzende der WBG machte in seiner Stellungnahme klar, dass er nicht vor habe, sich einen politischen Maulkorb verpassen zu lassen. „Ich will sagen können, was ich denke, und das werde ich weiterhin tun.“ Er habe sich im Hinblick auf die laut gewordene Kritik nichts vorzuwerfen und werde sich auch durch die „Einmischung der SPD“ nicht beeinflussen lassen. Eine von den Werdohler Sozialdemokraten hätte nur zur Folge, dass der Antrag gegen ihn erneut abgeblockt würde, so Janikowski. Er wolle aber „kein politisches Sommertheater“. Soetwas sei nicht vertretbar gegenüber den Bürgern, abgesehen von den Kosten, die durch zusätzliche Sitzungstermine entstehen würden. Während CDU-Fraktionsvorsitzender Stefan Ohrmann zu dieser Entwicklung keinen Kommentar abgeben wollte und lediglich feststellte, „ich nehme das zur Kenntnis“, sagte SPD-Fraktionsvorsitzender Cornelius Böttcher: „Wir sind in der interfraktionellen Sitzung am Dienstag mit dieser Nachricht vom Bürgermeister überrascht worden.“ Die Rücktrittsforderung der SPD sei erfüllt, das Ziel erreicht worden. Allerdings erschließe sich ihm nicht, was die Debatte am Montag im Rat sollte, wenn ein Tag später diese Mitteilung gegeben werde. Die sei dann nicht notwendig gewesen.
Betont wurde von Cornelius Böttcher, dass seine Forderung sich weder gegen den Vorsitzenden der WBG, noch gegen den Ratsherrn Janikowski gerichtet habe. „Es ging ausschließlich um die Position im Aufsichtsrat der Woge“ und die Tatsache, dass er Geschäftsführer Wöste in Misskredit gebracht und beleidigt habe. Auch der FDP-Fraktionsvorsitzende Friedhelm Hermes mochte keine ausführlich Stellungnahme abgeben. „Mit dieser Entscheidung „soll die Sache abgehakt sein, Wir wollen keine weiteren Attacken und vor allem nicht solche Zustände im Rat, wie wir sie unter Bürgermeister Bora fast fünf Jahre lang erlebt haben.“ Unter dem Strich bleibt: Die von der SPD beantragte Sondersitzung des Rates findet nicht statt. Darauf einigten sich die Fraktionen nach der aktuellen Entwicklung.