WBG beim Themenabend Farplanwechsel der MVG vom Ansturm überrascht

WBG beim Themenabend Farplanwechsel der MVG vom Ansturm überrascht

Mit dem Themenabend zum Fahrplanwechsel scheint hat die WBG wieder einmal ihr Gespür für die Probleme der Werdohler bewiesen. Auch Bürger der Nachbarstädte fühlten sich angesprochen, da ihre Kinder im Schulverkehr nach Werdohl kommen.

Die große Fahrplanänderung nach mehr als 30 Jahren beruhen auf dem Prinzip der Wirtschaftlichkeit und sind in Abstimmung mit dem Märkischen Kreis und den heimischen Städten und Gemeinden erfolgt.

Hierbei wurden mehrere Ziele verfolgt:

  1. Abbau des Parallelverkehrs zum Bahnverkehr auf der Ruhr-Sieg-Strecke.
  2. Auf Wunsch des Kreises sollte der Busverkehr besser mit dem Schienenverkehr abgestimmt werden.
  3. Wunsch der MVG war eine bessere Verknüpfung von Bussen.
  4. Ein zentraler Umstieg in Werdohl, an dem sich die regelmäßig im Halbstunden-Takt treffen. Ein geeigneter Platz in  Werdohl ist am Bahnhof. Hier sollen die Busse aufeinander warten um den Fahrgästen optimale Fahrangebote im Verkehr zwischen Stadtteilen und Nachbarstädten zu ermöglichen.

Im Gespräch wurden zwei Problemgruppen deutlich, die unterschiedlichen Ansprüchen an den Busverkehr haben. Deshalb wurde die Veranstaltung in eine Gruppe „Schulverkehr“ und eine Gruppe „Anbindung der Ortsteile an die Stadtmitte“ geteilt.

Im Schulverkehr ist neben den bekannten Problemen der Anbindung unserer Grundschulen problematisch die Gesamtschule zu erreichen. Aus Dahle brachen die Kinder für die Hinfahrt etwa 30 Minuten auf dem Rückweg nach der neunten Schulstunde (Regelschulschluss) über 100 Minuten.

Diese Probleme entstehen in der Regel nicht rechtzeitige Bedarfsmeldungen der Schulen für den Einsatz von Schulbussen.

Einkaufen in der Innenstadt

Bewohner aus Werdohl haben das Problem, dass sie nicht mehr wie bisher mit der alten Linie 62 in die Stadt fahren können um kurz einzukaufen und wieder zurückzufahren. Die Wartezeit am Bahnhof erfordert einen längeren Aufenthalt in der Innenstadt, weil pro Fahrt 10 Minuten mit Warten am Bahnhof ungenutzt bleiben, die sonst ausgereicht haben um innerhalb von einer Stunde die Besorgungen des täglichen Bedarfs in der Innenstadt zu erledigen.

Kaffetrinken auf der Repke

Auch die sonntägliche Fahrt zum Kaffeetrinken zu Repke ist nicht mehr möglich, weil die Busverbindung gestrichen wurde. Busse fahren nur bis Zur Haltestelle „in der Becke“. Dann ist ein Fußweg von elf Minuten nach Fahrplan. Das ist für älter Menschen nicht zumutbar.

Alte Linie 60 in der Hesmecke – Umstellung auf Alf

Ein weiteres Problem ist die alte Linie 60, die früher viermal am Tag fuhr und jetzt durch ALF (Anruffahrt) bedient wird.  Die Anzahl der möglichen Fahrten hat sich erhöht. Es werden kleinere Fahrzeuge eingesetzt, die älteren Mitfahrern Probleme beim Einstieg bereiten.  Die MVG hat zugesichert, dass Rollatoren, Kinderwagen und faltbare Rollstühle mitgenommen werden.

Ein Problem von ALF ist die Mitnahme nicht angemeldeter Personen. Die Kleinbusse können nur bis 16 Personen mitnehmen. Da alle angemeldeten Personen mitgenommen werden müssen, kann es sein, dass trotz freier Plätze nicht alle Personen an der Haltestelle mitgenommen werden können.

Das Anmelden der Alf-Fahrt kostet 9 Cent pro Minute aus dem Festnetz. Wer die Kosten für Anrufe reduzieren möchte kann ein „ALF-Abo“ bestellen. Dieses Abo ist bei einem Großteil der Nutzer des ALF-Busses auf wenig Gegenliebe, da sich beispielweise ein Wochenmarktbesuch oder der Arzttermin nicht langfristig planen lasse. Termine sind abhängig vom Wetter, Gesprächen mit Freunden und Bekannten oder Wartezeiten bis zur Behandlung. Weitere Kosten für die Anmeldung der Rückfahrt und eine Stunde Wartezeit nach dem Anruf.

Umstieg in Kleinhammer

Der Umstieg in Kleinhammer ist nicht immer sichergestellt, weil die Busse von und nach Lüdenscheid häufig schon an Kleinhammer vorbei sind, wenn umsteigewillige Mitfahrer in ihre verspäteten Zubringerbusse einsteigen. Busse können über die Leitstelle der MVG erst festgehalten werden, wenn Mitfahre in den Zubringerbus eingestiegen sind. Einzige Alternative um pünktlich am Arbeitsplatz anzukommen ist der Fußweg ins Tal nach kleinhammer.

Problem der Anbindung der Stadtteile Pungelscheid und Ütterlingsen am Abend

Pungelscheid war nach dem alten Fahrplan bis 23 Uhr mit dem Bus zu erreichen. Heute fährt der letzte Bus schon 20.34 Uhr. Über 3.000 Pungelscheider sind von der MVG on Kulturveranstaltungen und Festen in der Innenstadt abgeschnitten.

Das gleiche Problem haben Ütterlingser am Wochenende ab 19.30 Uhr.

Sofortige Änderungen

Die MVG hat zugesagt, dass „Durchreisende“ am Bahnhof im Bus sitzen bleiben dürfen, wenn der Bus nach der Änderung der Liniennummer und kurzer Wartezeit weiterfährt.

Änderungen zu 25.10.2010

Die MVG wird aufgrund der Erfahrungen der ersten Wochen mit dem neuen Fahrplan Änderungen im Schüler- und Berufspendlerverkehr vornehmen.

Überprüfung der Fahrplanumstellung durch die WBG

Die WBG möchte in 2-3 Monten ein weiteres Treffen dieser Art mit interessierten Bürgern und Bürgerinnen und Vertretern der MVG durchführen.

Vorschläge der WBG zur Anpassung des neuen Fahrplans

–          Wochenmarkt-Bus-Service

–          Kultur-Bus-Servie

Zum Wochenmarkt und zu Großveranstaltungen in der Stadt soll ein Busservice ähnlich dem Busservice bei Sportgroßveranstaltungen angeboten werden.

Die heimische Presse berichtet wie folgt über die Veranstaltung:

Süderländer Volksfreund

Die MVG steht im Beschwerde-Kreuzfeuer

22.09.10 WERDOHL ▪ Die Emotionen kochten über am Dienstagabend im Versevörder Hof. Die Werdohler Bürgergemeinschaft (WBG) hatte zu einer Diskussion über den neuen Busfahrplan der MVG gebeten und damit ganz genau den Nerv der zahlreichen Beschwerdeführer getroffen. Gut 50 Lennestädter drängten sich an den Tischen und machten ihrer Verärgerung lautstark Luft.

Auf Jochen Sulies (Mitte) strömten Emotionen und Anschuldigungen ein.

Die Männer und Frauen sprachen ständig durcheinander, oft bis zu 20 Personen gleichzeitig. Sie wurden laut, unsachlich, rabiat und drohten ganz offen den Fahrern der MVG. Jochen Sulies, Pressesprecher der MVG, versuchte Ruhe in die Diskussion zu bringen.

Die MVG habe schon erste Änderungen am neuen Fahrplan vorgenommen. Zum 25. Oktober würden weitere umfassende Anpassungen stattfinden. Diese beträfen den Schülerverkehr, wiederkehrende Fahrten am frühen Morgen sowie die Rückkehr zu durchfahrenden Linien, ohne dass umgestiegen werden müsse. Und sollte darüber hinaus noch Verbesserungsbedarf bestehen, sei mit dem 14. Februar kommenden Jahres ein Datum gesetzt.

Immer wieder wurde dazwischen gebrüllt

Doch die aufgebrachten Werdohler waren durch Sulies nicht zu besänftigen. Immer wieder brüllten sie dazwischen, behaupteten – obgleich es zu Jahresbeginn eine Bürgerveranstaltung im Rathaus gegeben hatte – die MVG habe nie das Gespräch mit den Fahrgästen gesucht. „Die Bedürfnisse der Menschen interessieren Sie doch nicht.“ Die meisten Anwesenden applaudierten bei dieser Bemerkung heftig. Aus allen Ecken des Raumes gab es zustimmende Rufe.

Eine Bürgerin schilderte, dass ihr Sohn aus Dahle die Albert-Einstein-Gesamtschule besuche. Seine Fahrtzeit zur Schule betrage nunmehr 100 Minuten. Drei Mal müssten er und rund 30 weitere Schüler auf dem Weg umsteigen. Dafür sei die Zeit jedoch zu knapp kalkuliert. Und nach Schulschluss würde gar kein Bus mehr zurückfahren. „Wir Eltern haben da jetzt schon untereinander andere Regeln getroffen“, erklärte sie. Beschwerden bei der MVG-Hotline führten zu nichts: „Da kommt keine Reaktion.“

Da es viel Gesprächsbedarf zum Thema Schülerfahrten gab, ging Jens Piepenstock als MVG-Ansprechpartner für den Schülerverkehr mit einer Handvoll Bürger in den Schankraum, während die Mehrheit im Saal verblieb.

Eine ältere Bürgerin sprang dann auf die Stimmung auf: „Ich fahre jetzt 56 Jahre mit dem Bus“, grollte sie. „Ach, was redet der denn da von Erfahrungen“, bekam sie Unterstützung aus dem Rund. „Wir können ja nicht jeden Tag zum Einkaufen fahren, damit Sie mit den Fahrgastzahlen zufrieden sind“, pflichtete eine andere Dame bei. „Die fahren doch nie selbst mit dem Bus, sonst würden sie so nicht reden“, bestätigte ein anderer. Ein weiterer klagte, er habe für eine Monatskarte bezahlt und nun sei „seine“ Linie eingestellt worden.

Eine andere Dame beschwerte sich: „Früher konnte ich aus Ütterlingsen zum Einkaufen in die Stadt fahren und nach einer halben Stunde zurück. Jetzt muss ich 75 Minuten warten. Ich gehe am Stock, das schaffe ich doch gar nicht.“

Gehbehinderte aus der Hesmecke klagten, dass sie zwar die Anruf-Linien-Fahrten (ALF) bestellen könnten, „doch der Einstieg in diese Busse ist viel zu hoch“. Eine Bürgerin grantelte: „Da brauche ich ja eine Leiter.“ Und es gebe am ALF-Bus nicht einmal einen Haltegriff. Marcus Schäfer als MVG-Fachmann für ALF machte sich fleißig Notizen und versprach Abhilfe. Doch diese, so ergänzte Sulies, müsse auch versicherungstechnisch abgesichert werden, falls einmal ein Fahrgast auf solch einer „Leiter“ ausrutsche – etwa im Winter.

Sulies betonte, dass sämtliche Änderungen des Fahrplans zwar auch unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten entschieden worden seien, jedoch ausdrücklich nicht um Kosten zu senken. Wichtig seien die Umplanungen geworden, nachdem es fast 30 Jahre keine Anpassung des Fahrplans gegeben hatte, weil Werdohl und die Bedürfnisse der Fahrgäste sich deutlich verändert haben in dieser Zeit – neue Baugebiete einer- und eine veränderte Mobilität der Bürger andererseits.

Ganz wichtig bei den neuen Planungen sei deshalb auch gewesen, für zentrale Umstiegsmöglichkeiten zu sorgen. An der Rendevouz-Haltestelle am Bahnhof gibt es nun zu jeder vollen und jeder halben Stunde die Gelegenheit, jede Linie innerhalb von maximal zehn Minuten zu erreichen.

„Die Busse sind zu 80 Prozent unpünktlich“

Eine Bürgerin ereiferte sich: „Tolle Idee, aber zu 80 Prozent sind die Busse unpünktlich. Da bekomme ich den Anschluss eh nicht. Ich bin schon einige Male zu spät zur Arbeit gekommen.“ Und eine ältere Bürgerin ergänzte, dass zu diesen Umsteigezeiten nun so viele Menschen am Bahnhof seien, dass sie sich bedrängt fühle.

Die Werdohler zeigten am Dienstag kein Verständnis für die Neugestaltung des Fahrplans: „Das hat doch alles bisher 30 Jahre prima geklappt.“ Sie weigerten sich beharrlich für ALF-Fahrten zum Telefon zu greifen: „Ich soll anrufen, damit der Bus kommt? Ja, wer bin ich denn?“, brummte ein junger Mann.

„Ein Taxi“, so Sulies, „müssen sie doch auch anrufen.“ Das sei etwas ganz anderes, argumentierte eine Frau. Schließlich fragte der junge Mann offen: „Ich muss jetzt mit dem Auto in die Stadt fahren. Wer zahlt mir denn den Sprit? Die MVG etwa?“ Und er schob noch hinterher: „Ich bin schon fast auf 180. Ich gehe besser gleich.“ Doch er blieb bis zum Schluss der mehr als zweistündigen Veranstaltung.

Startprobleme mit Anruf Linien Fahrten

„Wir reden hier doch eh nur gegen eine Wand“, resignierte eine junge Frau. „Sie reden ja eh nur alles schön“, unterbrach eine weitere Frau Erklärungen von Sulies. Und der MVG-Mann hatte viel zu erklären – etwa warum es anfangs auch mal zwei Stunden gedauert hat, bis ein angeforderter ALF-Bus kam. „Das ist aber schon viel besser geworden“, unterstützte ihn eine Bürgerin. Auch erläuterte Sulies, warum jemand, der den ALF-Bus nicht angefordert hat, nicht mitgenommen werden kann, „wenn der Fahrer aufgrund der Bestellungen genau weiß, dass zwei Haltestellen später sein Fahrzeug voll ist.“ Nicht erklären konnte er aber, warum eine Frau mit zwei schweren Tüten nach dem Einkauf den Linienbus nur an sich vorbeifahren sah.

Sulies bat, solche Fälle zu melden – unter Angabe von Datum, Ort und Uhrzeit. Unter Busfahrern gebe es eben auch schwarze Schafe. Und die Konsequenzen zeichnete der Pressesprecher klar auf: „Beim ersten Mal kriegt der Fahrer eine Nachschulung, beim zweiten Mal eine Abmahnung. Und beim dritten Mal fliegt der.“

Michael Koll

Westfälische Rundschau

Fahrplan: Emotionen kochen hoch

Werdohl, 22.09.2010, Barbara Schwetz-Schäfer

Info-Veranstaltung WBG zum Fahrplanwechsel der MVG

Werdohl. Die Fahrplanänderung der Märkischen Verkehrsgesellschaft (MVG) sorgt auch drei Wochen nach ihrer Umsetzung noch immer für erhöhten Gesprächsbedarf. Nahezu 60 Gäste waren am Dienstagabend zu einer Informationsveranstaltung der Werdohler Bürgergemeinschaft (WBG) im „Versevörder Hof“ erschienen.

Gegenüber Vertretern der MVG taten sie dort ihren Unmut kund. „Es ist schön, Sie so zahlreich zu sehen. Scheinbar hat die WBG wieder einmal das Ohr am Bürger gehabt“, freute sich der WBG-Geschäftsführer und Moderator des Abends, Markus Bora, über die Resonanz.

Seine Bitte indes, auf eine Thematisierung von Einzelfällen zu verzichten, blieb nahezu ungehört. Über weite Strecken wenig sachbezogen, dafür aber höchst emotional versuchten sich einige Besucher immer wieder Gehör zu verschaffen. Schlimmer noch fielen sie den Mitarbeitern der MVG ins Wort und gaben ihnen kaum eine Chance zur Erläuterung der Standpunkte aus MVG-Sicht.

Pressesprecher Jochen Sulies wurde rigoros das Wort abgeschnitten, als er versuchte, wirtschaftliche und finanzielle Aspekte für die Änderungen darzulegen. Ähnlich erging es Jens Piepenstock und Marcus Schäfer, verantwortlich für Schulbetreuung und Fahrplanangebot.

Bei den Besuchern wurden schnell zwei unterschiedliche Interessenlager erkennbar: Senioren-und Schülerbeförderung. Doch hörte man sich gegenseitig kaum zu. Erst als eine Besucherin anregte, die Schulbeförderungsproblematik in einen anderen Raum zu verlagern, kehrte Ruhe ein. In unterschiedliche Interessenlager aufgeteilt, kamen Besucher und MVG-Vertreter in kleinerer Runde jetzt auch vermehrt ins Gespräch.

Anregungen und Änderungswünsche wurden aufgelistet. So werden etwa die Anruf-Linienfahrten vielfach abgelehnt. Anwohner der Hesmecke forderten – trotz vermehrter Fahrten im neuen Fahrplan — den alten zurück. Beklagt wurden vor allem die Telefonkosten. Bürger aus Ütterlingsen wünschen sich sonntags eine durchgehende Buslinie zum Riesei zurück.